Polizisten kontrollierten am Wochenende Tausende Autos und Ordnungsämter die Restaurants, um die bis dato verhängten Verbote durchzusetzen. Jetzt kommen noch strengere Vorgaben.
Zur Eindämmung der Corona-Pandemie wird das Leben der Menschen auch in Mecklenburg-Vorpommern noch weiter eingeschränkt. Für mindestens zwei Wochen sind Ansammlungen von mehr als zwei Personen im öffentlichen Raum verboten. Ausgenommen sind Angehörige, die im eigenen Haushalt leben. Außerdem müssen Friseure, Massagesalons und Tattoo-Studios schließen. Darauf einigten sich Bund und Länder am Sonntag.
Restaurants setzen auf Lieferdienst
Die Restaurants wurden in Mecklenburg-Vorpommern bereits am Samstagabend geschlossen. Ihnen ist lediglich ein Lieferdienst gestattet. Das wollen auch einige ausprobieren, darunter das Vier-Sterne-Hotel „Warnemünder Hof“ in Rostock-Warnemünde. Geschäftsführer Frank Martens will sein Angebot im Internet veröffentlichen und am Montag Flyer in der Umgebung des Hotels verteilen. „Wir müssen Liquidität bekommen“, sagte er.
Rund 6000 Autos an Landesgrenzen kontrolliert
Die Durchsetzung der Verbote beschäftigt die Behörden schon jetzt stark. Die Polizei kontrollierte seit Freitag rund 6000 Fahrzeuge, um auswärtige Touristen von Reisen in den Nordosten abzuhalten und noch im Land befindliche Urlauber nach Hause zu schicken. Mehr als 700 Autos wurden zurückgewiesen, wie das Innenministerium mitteilte. Zehn Kontrollstellen waren eingerichtet worden. Außerdem fuhr die Polizei mit Lautsprecherwagen durch Ferienorte und forderte die letzten noch verbliebenen Feriengäste aus anderen Bundesländern auf, nach Hause zu fahren.
Kommunale Ordnungsämter kontrollierten am Sonntag, ob die Schließung der Restaurants auch vollzogen wird. Das Neubrandenburger Ordnungsamt meldete am Nachmittag, dass sich der überwiegende Teil der Betreiber an die Vorgaben halte. Bei 80 kontrollierten Einrichtungen habe das Ordnungsamt fünf Ermahnungen ausgesprochen. Von Anzeigen habe man zunächst abgesehen. „Die Maßgaben wurden daraufhin unverzüglich umgesetzt“, hieß es. Das Amt kündigte weitere Kontrollen in der kommenden Woche an.
Tourismuswirtschaft in schwerer Krise
Der wirtschaftliche Druck auf das Gastgewerbe wächst mit jedem Tag.
Die Tourismuswirtschaft drückt bei den angekündigten Staatshilfen für die schwer getroffene Branche auf Tempo. Die Banken wüssten noch nicht, wie die Auszahlung funktionieren solle, sagte Frank Martens als Vorsitzender des Tourismusvereins Rostock und Warnemünde. „Geld fließt noch nicht.“ Die Zeit dränge. Die Liquiditätsreserven besonders der kleinen und mittleren Betriebe seien unter den aktuellen, dramatischen Umständen ganz schnell aufgebraucht. Vielen dürfte aus seiner Sicht auch nicht mit Kreditbürgschaften und Überbrückungskrediten geholfen sein. Sie benötigten nicht rückzahlbare Zuschüsse.
Spannungen in Familie durch Coronakrise befürchtet
Mit den noch weiter verschärften Maßnahmen gegen die Corona-Epidemie wächst auch der psychische und soziale Druck, befürchten Hilfsorganisationen wie der Kinderschutzbund Mecklenburg-Vorpommern. Landesgeschäftsführer Carsten Spies sieht Spannungen auf viele Familien zukommen. Ab Montag bietet die Organisation deshalb ein „Elternstresstelefon“ an. Unter der Nummer 0385 4791570 stünden von montags bis freitags zwischen 14.00 Uhr und 17.00 Uhr Telefonberater für Eltern bereit, die aufgrund der Schutzmaßnahmen mit familiären Belastungssituationen fertig werden müssten.
20 Neuinfektionen am Sonntag gemeldet
Die Zahl der gemeldeten Infektionen mit dem Coronavirus ist am Wochenende in Mecklenburg-Vorpommern nur leicht von 167 am Freitag auf 187 am Sonntagnachmittag gestiegen. Das sei aber kein Grund zum Aufatmen, hieß es aus dem Landesamt für Gesundheit und Soziales in Rostock. Viele Testzentren im Nordosten seien am Wochenende geschlossen - es wird also schlicht weniger getestet.
Von Freitag zu Samstag war die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen in Mecklenburg-Vorpommern um 15 auf 182 gestiegen. Bis Sonntagnachmittag kamen noch einmal 5 hinzu. Weiter hieß es, dass 10 Patienten im Krankenhaus behandelt werden.
Schwerin am stärksten betroffen
Am stärksten betroffen ist den veröffentlichten Zahlen vom Sonntag zufolge die Landeshauptstadt Schwerin mit 38 Fällen, gefolgt vom Landkreis Mecklenburgische Seenplatte mit 28 Fällen und der Hansestadt Rostock mit 27 Fällen.
Experten sehen zunehmende Bedrohung durch Hacker
IT-Sicherheitsexperten der Landesverwaltung warnten vor einer zunehmenden Bedrohung durch Hacker in der Corona-Krise. Diese nutzten offenbar die deutlich gestiegene Nutzung von Homeoffice mit Verbindungen über öffentliche Telefon- und Datenleitungen zu Firmenservern, um die Systeme in Unternehmen und Verwaltungen anzugreifen, warnte Digitalisierungsminister Christian Pegel (SPD) am Sonntag. So habe sich die Zahl der eingehenden E-Mails auf den Servern der Landesverwaltung binnen einer Woche verdoppelt. Die IT-Sicherheitssysteme würden 95 Prozent davon als Spam oder als potenziell schädlich herausfiltern. Pegel äußerte die Befürchtung, dass dies nicht nur die Computer des Landes, sondern auch die IT-Systeme vieler Unternehmen betreffe. Er appellierte an die Wirtschaft, in der aktuellen Ausnahmesituation die IT-Sicherheit nicht zu vernachlässigen.
Corona-Krise in MV: 100 000 Jobs im Tourismus weg bis Ende Juni?
Keine andere Branche ist von der Corona-Krise so hart betroffen wie der Tourismus in MV. Laut einer neuen Umfrage unter 900 Betrieben könnten schon bis Ende Juni fast drei Viertel aller Hotels und Vermieter pleite sein – wenn die strengen Maßnahmen solange aufrecht erhalten werden.
Rostock
Die Corona-Krise – sie könnte bis Ende Juni mehr als 100 000
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