Die Niederlage gegen den FC Barcelona hat Real Madrids Superstar Cristiano Ronaldo den Blick auf die Realität verstellt. Er fabulierte, in Spanien dürfe sein Klub im Clásico nicht gewinnen.
Das 4:3 (2:2) des FC Barcelona in einem umwerfenden Abendspiel bei Real Madrid machte es möglich. Es verstärkte die relativ neue Erkenntnis, dass die vermeintlich langweilige Primera División ("Spanische Verhältnisse") diese Saison die spannendste Liga des Kontinents ist – Atlético führt jetzt wegen des direkten Vergleichs vor dem punktgleichen Real, einen Zähler dahinter rangiert Barcelona. Und dann ist da ja auch noch die relativ alte Erkenntnis, dass es unter der Sonne kein größeres Fußballspektakel gibt als den Clásico.
Das 4:3 (2:2) des FC Barcelona in einem umwerfenden Abendspiel bei Real Madrid machte es möglich. Es verstärkte die relativ neue Erkenntnis, dass die vermeintlich langweilige Primera División ("Spanische Verhältnisse") diese Saison die spannendste Liga des Kontinents ist – Atlético führt jetzt wegen des direkten Vergleichs vor dem punktgleichen Real, einen Zähler dahinter rangiert Barcelona. Und dann ist da ja auch noch die relativ alte Erkenntnis, dass es unter der Sonne kein größeres Fußballspektakel gibt als den Clásico.Das 4:3 (2:2) des FC Barcelona in einem umwerfenden Abendspiel bei Real Madrid machte es möglich. Es verstärkte die relativ neue Erkenntnis, dass die vermeintlich langweilige Primera División ("Spanische Verhältnisse") diese Saison die spannendste Liga des Kontinents ist – Atlético führt jetzt wegen des direkten Vergleichs vor dem punktgleichen Real, einen Zähler dahinter rangiert Barcelona. Und dann ist da ja auch noch die relativ alte Erkenntnis, dass es unter der Sonne kein größeres Fußballspektakel gibt als den Clásico.
Vor dem Spiel ehrten die Mannschaften mit einer Schweigeminute den verstorbenen Adolfo Suárez, den Regierungschef der "transición", des sanften Übergangs von der Franco-Diktatur zur Demokratie. Einen weniger harmonischen Regimewechsel hatten die Real-Spieler für dieses 227. Pflichtspielduell beider Teams vorgesehen, mit einem Paukenschlag wollten sie die Barça-Hegemonie der letzten Jahre beenden.
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Barcelonas Busquets touchiert mit dem Fuß das Gesicht von Madrids Defensivspieler Pepe
Foto: REUTERS
Barcelonas Busquets touchiert mit dem Fuß das Gesicht von Madrids Defensivspieler Pepe
Portugese footballer and current country captain Christiano Ronaldo (R) poses beside a wax statue of himself during a the inauguration of the CR7 museum dedicated his professional career, in Madeire on December 15, 2013. "I wanted to make a museum for my fans, a place where they can admire the trophies I got during eleven years of professional "career, said Ronaldo at the inauguration of this space. AFP PHOTO / GREGORIO CUNHA
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Diesem Eifer fielen sie letztlich zum Opfer, auch wenn sie die Schuld danach in inzwischen leider gewohnter Manier dem Schiedsrichter gaben. Aber der Reihe nach.
Schon früh erzählte dieses Spiel so viele Geschichten, dass jede Wiedergabe unvollständig bleiben muss. Auf Barcelonas Seite war da etwa ein von Anfang an überragender Lionel Messi, der an solchen Tagen nicht nur exklusive Passlinien sieht, sondern den Ball dann auch noch exklusiv genau durch Zeit und Raum schicken kann.
Messi, eine Augenweide
Wie er noch vor zwei Wochen so tranig wirkte, dass man ihn ernsthaft infrage stellen konnte – reine Folklore an einem Abend, an dem er seinen Landsmann Alfredo Di Stefano als alleinigen Rekordtorschützen der Clásicos ablösen sollte.
Sein erstes Zuspiel blieb noch unveredelt, weil es an Neymar adressiert war – und dem Brasilianer nach der Polemik um seinen Transfer und den Zweifeln an seinem Wert derzeit das Selbstvertrauen fehlt, um auch nur einen halbwegs gefährlichen Torschuss zustande zu bringen. In der siebten Minute jedoch fand Messi auf links Andrés Iniesta. Es war der letzte Pass einer langen Ballstafette, mit der Barça wie in besten Zeiten das Publikum zum Schweigen brachte und gleichzeitig den Gegner immer weiter aus der Formation zog, bis Messi in der Mitte diese Sekunde Freiheit hatte, die er brauchte, und bis Real-Außenverteidiger Dani Carvajal einen Tick zu weit eingerückt war. Iniesta, der zweite überragende Barça-Akteur des Spiels, vollstreckte hoch ins lange Eck.
Aber auch Madrid hatte ein kongeniales Duo an diesem Abend, wenn auch ein weniger erwartbares – Ángel Di María und Karim Benzema. Zwischen der 13. und der 26. Minute legte der Argentinier dem Franzosen gleich vier hochkarätige Torchancen auf, jeweils von links, jeweils brillant und jeweils als Ergebnis der interessantesten taktischen Nuance im Spiel der Madrilenen: Bei eigenem Ballbesitz wechselte das Team von Carlo Ancelotti aus seinem gewohnten 4-3-3 in eine 4-2-1-3 Formation.
Neymar ist in seinen Grundfesten erschüttert
Cristiano Ronaldo zog dann hinter Benzema in die Mitte und räumte die Position links außen für Di María frei – einen von Ancelotti zum zentralen Mittelfeldmann konvertierten Flügelspieler, der nichts von seinen alten Fähigkeiten verloren hat.
Benzema vergab die erste Chance freistehend mit dem Fuß und köpfte die zweite zum Ausgleich ein, problemlos übersprang er die Barça-Verteidigung. Deren Schwäche bei Bällen von außen ist ein Dauerthema der Saison, kommt dazu noch fehlende Ballsicherheit der Vorderleute hinzu wie in dieser Spielphase vor allem bei Fàbgreas und Neymar, fehlt also der Schutz durch Ballbesitz, ist man vollends der Gnade der Gegner ausgeliefert. Und haben diese die Klasse von Di María und Benzema, dann kann so ein Spiel auch mal schnell in wenigen Minuten verloren gehen.
Dass es nicht dazu kam, war Gerard Piqué zu verdanken, der in der 26. Minute auf der Torlinie gegen Benzema klärte, nachdem der Franzose zwei Minuten zuvor wunderbar die Führung erzielt hatte: Ballannahme mit dem linken Oberschenkel, verwandelt volley mit dem rechten Fuß. Das Estadio Santiago Bernabéu feierte, vor allem den Vorlagengeber Di María, der sich noch vor zwei Monaten wegen der Pfiffe desselben Publikums aus Protest ans Gemächt gegriffen hatte.
Barcelonas Trainer schwelgt
So kann's gehen, im Fußball. Einem Sport, den Lionel Messi auf immer neue Höhen treibt. "Es fällt mir schwer, über ihn zu reden, weil es redundant ist ", sagte sein Trainer Gerardo Martino nach dem Spiel: "Rekord nach Rekord …" In der 42. Minute fand er im Strafraum eine dieser Lücken, die nur er sieht, und erzielte sein 19. Tor in einem Clásico.
In der nicht mehr ganz so pulsierenden zweiten Halbzeit sollten noch weitere zwei dazu kommen, beide per Elfmeter, sowie auch sein ewiger Kontrahent. Ronaldo traf, ebenfalls per Elfmeter. Drei Strafstöße – das geht natürlich nicht ohne Debatten ab.
Dass Ronaldo später jedoch behauptete, "wir haben gegen zwölf Mann gespielt", und in Manier von Ex-Trainer José Mourinho obskure Verschwörungstheorien aufstellte ("Es stört, wenn Real Madrid gewinnt"), dass Sergio Ramos eine "vorsätzliche Frechheit" unterstellte – das musste man schon hören, um es zu glauben.
Nach jedem Spieltag drucken die Madrider Sportzeitungen die "wahre Tabelle", in der Schiedsrichterfehler "begradigt" werden. Nach diesen – und die Hauptstadtpresse steht nicht im Verdacht von Real-Feindlichkeit – wäre Madrid überhaupt nie Tabellenführer geworden.
Auch am Sonntag begann der Elfmeterreigen mit einer Fehlentscheidung zugunsten der Gastgeber. Das Foul von Dani Alves an Ronaldo, das dieser zum 3:2 nutzte, hatte sich vor dem Strafraum ereignet (56.).
19. Rote Karte für Sergio Ramos
Es folgte die Szene, welche manche Real-Spieler an einen Komplott glauben ließ. Nach einem Diagonalpass von Messi kam Neymar im Strafraum nach Kontakt mit Sergio Ramos zu Fall. Auch nach Dutzenden Zeitlupen ließ sich nicht hundertprozentig klären, ob eher Ramos dem Brasilianer in die Hacke trat oder dieser absichtlich beim Verteidiger einhakte.
Undiano Mallenco gab Elfmeter und, weil Ramos letzter Mann gewesen war, auch die Rote Karte (die 19. seiner Karriere!). Eine durchaus diskutable Entscheidung, das schon. Aber kein Skandal.
Messi verwandelte den Strafstoß, ebenso wie jenen sieben Minuten vor Schluss, den Xabi Alonso an Iniesta verursacht hatte. Unstrittig, nur manche Madrilenen wollten auch das nicht wahrhaben. Was den Vorteil hatte, dass sie nicht darüber reden mussten, wie viel Dummheit hinter dem unnötigen Foul des Mittelfeldspielers gestanden.
Wie sie sich zweimal zu Hause einen Vorsprung hatten nehmen lassen. Und wie dabei wohl auch eine Rolle spielte, dass sie in manchen Phasen auf der Suche nach der Demütigung des Erzrivalen die Vorsicht vergaßen; sowohl dem 2:2 als auch dem 3:3 waren Kontersituationen vorausgegangen.
Wie sie, kurzum, den angestrebten Regimewechsel wieder einmal verpasst haben. Aber schon in dreieinhalb Wochen gibt es die nächste Chance. Dann treffen sich Real Madrid und der FC Barcelona in Valencia zum Pokalfinale.
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